Secular Nite Glint – Wenn Körper Skulptur wird (Auszug)
Herausgekommen sind kosmische Bilder von Licht und Schatten, Körpern in einem diffusen Raum, Zeit und Vergänglichkeit – Fragmenten eines kurzen Moments. Gegensatzpaare wie Sichtbar- und Unsichtbarkeit, Gesagtem und Unaussprechlichem durchziehen die offenen inszenierten Situationen.
bayerlovsky tut dies in dem Bewusstsein, dass sich der Betrachter zum einen jenen virtuellen, geistigen Raum erobern muss, in dessen riesigen realen Pendent er selbst die Aufnahmen vorbereitete und schoss und indem seine Modelle agieren.
All diese Elemente geben jedem individuellen Foto eine unwiderrufliche ästhetische Atmosphäre – die Mimesis eines jeweils konzentrierten, teilweise kontemplativen Augenblicks, unabhängig vom Tätigkeitsmoment oder der Ruhe.
Hinzu kommt die optische Interpretation: Tiefenunschärfe und Kamerapositionen lassen die Körper quasi in einem nunmehr mystischen Raum agieren und das Spiel von Nähe und Distanz wird modellhaft verdeutlicht.
Die Körper verschmelzen in den Bildwerken von bayerlovsky mit dem Raum. Die lichtabgewandte Seite eines Körpers löst sich im Schwarz des Raumes auf. Es ist keine räumliche Trennung mehr sichtbar.
Kamera und Lichtführung sind Instrumente, um jedweden „osmotischen Austausch“ zwischen Industriehalle (Arbeitsraum) und dem aktiven oder ruhenden Körper aufzulösen. Es kreiert sich eine eigene, neue Wirklichkeit.
Der Schauplatz ist in den Fotografien – im Gegensatz zum vormals stattgefundenen Happening – nicht mehr der Ort des Geschehens. Der Körper ist es nun, er ist Skulptur.
Claus Friede*Contemporary Art / Prof. Claus Friede